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Newsletter zum Filmkunst-Programm vom 23.7.2020 bis 29.7.2020

Liebes Lichtwerk- und Kamera-Publikum!

Natürlich ist die Polizei „Dein Freund und Helfer“. So haben wir es schon in der Schule gelernt. Was aber, wenn die Polizei nicht der Freund und Helfer Deines Nachbarn ist, sondern ihm aus Polizeikreisen eine Mail geschickt wird, die ihn mit dem Tod bedroht? Oder Computer der Polizei für Datenabfragen von für die Demokratie engagierten Personen benutzt werden? Oder Du bei einer Demonstration gegen Faschismus von maskierten und namentlich ungekennzeichneten Polizisten vorsorglich fotografiert und gefilmt wirst? Oder kommentarlos weggeschubst wirst, wenn Du umgekehrt einen solchen Vorgang fotografierst? Falls Du Dich dann beim Wegschubsen verletzt haben solltest und Anzeige erstatten möchtest, findest Du Dich mit einer Anklage konfrontiert, die Dir Widerstand gegen die Staatsgewalt vorwirft. Oder es kann nicht geklärt werden, wie sich ein gefesselter Gefangener in seiner Zelle selbst anzünden konnte und die Wachhabenden diesen Vorgang angeblich nicht bemerkt haben wollen.
Natürlich sind das alles Einzelfälle. Hoffentlich. Natürlich soll damit die Loyalität der Polizei als Institution nicht in Abrede gestellt werden. Aber es sollte auch kein Zweifel an irgendeiner rechtsstaatlichen Abweichung im Polizeidienst aufkommen dürfen. Und es sollte auch an keiner Stelle der Anschein erweckt werden, Polizisten deckten lieber ihre Kollegen, bevor sie auf einen Missstand in den eigenen Reihen aufmerksam machen.
Polizisten, die das Recht beugen oder missbrauchen, gibt es nicht nur in den USA. Wir haben Filme in unserem Programm mit „Black Lives Matter“ gekennzeichnet (WAVES und HARRIET. DER WEG IN DIE FREIHEIT). Diese Filme spielen in den USA. Rassismus und Übergriffe der Polizei sind allerdings keine ausschließlich us-amerikanischen Probleme. Wer in Deutschland rassistische Übergriffe, faschistische Chatgruppen und undemokratischen Corpsgeist in einer demokratischen Institution verschweigt, kleinredet oder die Aufklärung als Nestbeschmutzung bezeichnet, erweist unserer Demokratie einen Bärendienst. Deutsche Filme über Polizeiwillkür oder Rassismus im deutschen Beamtendienst möchten wir nicht zeigen müssen.

Mit besorgten Grüßen
verbleiben die Filmdemokraten aus Filmhaus, Lichtwerk und Kamera

Alle Filme und Termine im Lichtwerk www.lichtwerkkino.de
Alle Filme und Termine in der Kamera www.kamera-filmkunst.de

Das sind unsere Neustarts in KAMERA und LICHTWERK in dieser Kinowoche:

BESSER WELT ALS NIE / Kamera
Eine Reisedokumentation über einen jungen Hessen, der allein auf dem Fahrrad die Welt umrundet. In zwei Jahren legt er in 41 Ländern auf sechs Kontinenten über 40.000 Kilometer zurück. Der Film erzählt von dem faszinierenden Abenteuer in wunderschönen Bildern, mit großer Begeisterung, viel Humor und einer angenehmen Prise Selbstironie. Der Lebensratgeber-Unterton vergleichbarer filmisch aufbereiteter Welterkundungen wird dabei fast durchgehend ausgespart, stattdessen lässt der radelnde Reisende den Zuschauer unmittelbar an seinen positiven wie auch negativen Erfahrungen teilhaben. - Ab 12. (Filmdienst)

THE BLUES BROTHERS (EXTENDED VERSION)
Zwei Ganoven und Musiker versuchen, ihre alte "Blues Brothers Band" wieder aufleben zu lassen, um mit ihren Konzerteinnahmen die Steuerschuld für das Waisenhaus zu bezahlen, in dem sie aufgewachsen sind. Ungewöhnliche Mischung aus Musik- und Actionfilm, die durch überdrehte Ausgelassenheit, eine unbändige Zerstörungswut, zündende Musiknummern und urige Hauptdarsteller gekennzeichnet ist. In Europa zum "Kultfilm" avanciert, blieb der Film in den USA eher ein mäßiger Erfolg. - Ab 16. (Filmdienst)

EDISON / Lichtwerk
Mit der Erfindung der Glühbirne durch Thomas Edison beginnt 1880 der Siegeszug der Elektrizität. Als der Unternehmer George Westinghouse anstelle des von Edison angewandten Gleichstroms die Vorteile des Wechselstroms etabliert, entwickelt sich ein Konkurrenzkampf um die Vormacht beim Aufbau des Stromnetzes in den USA. Ein in Details spannendes biografisches Drama über den sogenannten „Stromkrieg“, in dem die Geschichten der beiden Protagonisten fast durchweg nebeneinanderher erzählt werden. (Filmdienst)

MARIE CURIE / Kamera
Die gebürtige Polin Marie Curie (1867-1934) kann sich Ende des 19. Jahrhunderts an der Seite ihres Mannes Pierre in der patriarchalen französischen Wissenschaftswelt etablieren und grundlegende Entdeckungen der Radioaktivität machen. Trotz ihrer Errungenschaften wird sie nach dem Tod ihres Manns jedoch mit fremdenfeindlichen und sexistischen Ressentiments konfrontiert. (Filmdienst)

ZU WEIT WEG / Lichtwerk
Ein 12-jähriger Junge muss sich nach einem Umzug in die Stadt in einer fremden Umgebung zurechtfinden, was auch beim Fußball gilt, wo er plötzlich nicht mehr die Nummer eins ist. Es ergeht ihm damit ganz ähnlich wie einem Jungen aus Syrien, der in der Schule neben ihm sitzt, ohne Angehörige in einem Heim lebt und mit einer unbekannten Welt zurechtkommen muss. Der Kinderfilm erzählt einfühlsam und alltagsnah von Entwurzelung, Heimatverlust, Freundschaft und Integration, wobei insbesondere Kamera und Regie die Annäherung der unterschiedlichen Erfahrungswelten recht behutsam und mit filmischen Mitteln gestalten. - Sehenswert ab 10. (Filmdienst)

Weiter im Programm:
BERLIN Alexanderplatz / Lichtwerk
Ein Flüchtling aus Guinea-Bissau, der auf dem Weg nach Europa Schuld auf sich geladen hat, will nach der Ankunft in Berlin ein ehrliches Leben führen. Stattdessen gerät er jedoch in den Bann eines psychopathischen Drogenhändlers, der ihn in die Welt des Verbrechens einführt. Nachdem er in Folge eines Überfalls einen Arm verloren hat, will der Strauchelnde endgültig mit der Vergangenheit brechen, wird aber bald erneut von seinem Widersacher heimgesucht. In die Moderne verlegte Neuverfilmung von Alfred Döblins Roman aus den 1920er-Jahren, die das schicksalshafte Geschehen mit der Erfahrung von Geflüchteten verzahnt. Der Film gerät mitunter aus dem Tritt, findet im Eintauchen in ein schillerndes Berlin aber zu fiebriger Intensität. - Sehenswert ab 16. (Filmdienst)

DAS BESTE KOMMT NOCH / Lichtwerk
Ein Arzt will seinem besten Freund die schlimme Botschaft überbringen, dass dieser unheilbar an Krebs erkrankt ist, wird jedoch durch ein Missverständnis selbst für den Todkranken gehalten. Der Freund tut daraufhin alles, um dem Mediziner die vermeintlich letzten Monate zu verschönern, was beiden zugutekommt, aber die Enthüllung der Wahrheit immer weiter hinauszögert. Amüsante und in den Hauptrollen gut gespielte Tragikomödie, die vor allem in der Ausmalung einer auf Entgegenkommen beruhenden Freundschaft überzeugt. (Filmdienst)

EINE GRÖSSERE WELT / Kamera
Eine Frau, die über den Tod ihres Ehemannes nicht hinwegkommt, entdeckt bei einem Aufenthalt in der Mongolei eine unbekannte Seite in sich, die sie zwingt, sich zunächst widerwillig mit ihren Erlebnissen in Trance auseinanderzusetzen. In der Hoffnung, Kontakt mit ihren Gatten aufnehmen zu können, lässt sie sich auf eine Ausbildung zur Schamanin ein. Der Film fußt auf einem Erfahrungsbericht der Französin Corine Sombrun und erzählt von Trauer und Selbstfindung sowie der harten Arbeit, die die Begegnung zwischen Kulturen bedeuten kann. Die feine Balance zwischen Trauma und der Beschreibung eines spirituellen Lebens lebt dabei auch von zwei nuancierten Darstellerinnen sowie einer beeindruckenden Kamera. - Ab 14. (Filmdienst)

HARRIET. DER WEG IN DIE FREIHEIT / Kamera
1849 entkommt die junge Sklavin Harriet Tubman der Sklaverei in den US-amerikanischen Südstaaten und flieht nach Pennsylvania. Als Beteiligte des Fluchthilfe-Netzwerks „Underground Railroad“ ermöglicht sie in der Folge Tausenden anderer Sklaven den Weg in die Freiheit. Die Filmbiografie über die Abolitionistin (um 1820-1913) feiert deren außerordentliche Verdienste und profitiert von der großartigen Leistung der Hauptdarstellerin, stellt Harriet Tubman aber allzu einseitig als Heilsbringerin dar. Hinter ihrer Strahlkraft wird das millionenfach erfahrene Leid durch die Sklaverei kaum vermittelt. - Ab 14. (Filmdienst)

JENSEITS DES SICHTBAREN – HILMA AF KLINGT / Kamera
Die Schwedin Hilma af Klint (1862-1944) wurde zeitlebens als Malerin nicht gewürdigt und war auch nach ihrem Tod lange Zeit kaum bekannt. Erst ab den 1980er-Jahren kam es zu ihrer Wiederentdeckung, heute gilt sie als Pionierin der abstrakten Kunst, deren Ausstellungen weltweit Erfolge feiern. Der Dokumentarfilm rollt die Biografie Hilma af Klints auf, die im Spannungsfeld von privilegierter Herkunft und den Einschränkungen ihrer Zeit lebte, und zeigt die Quellen für ihr Werk auf, wozu insbesondere Interesse am Spiritismus gehörte. Ergänzt wird die Einführung in das Oeuvre durch kenntnisreiche Aussagen von Kunstkennern und Historikern. - Ab 14. (Filmdienst)

NARZISS UND GOLDMUND / Kamera
Im mittelalterlichen Kloster Mariabronn lernen sich zwei grundverschiedene junge Männer kennen, ein lebensfroher Künstler und ein vergeistigter Grübler. Der den Sinnen zugewandte Mönch verlässt das Kloster und geht auf Wanderschaft, lernt die Frauen, das Leben und das Leiden kennen, bis er viele Jahre später wieder auf seinen asketischen Freund trifft. Nach dem berühmten Roman von Hermann Hesse spielt das aufwändige Kostümdrama mit zwei gegensätzlichen Weisen, das Leben zu gestalten. Das ist manchmal kitschig und pathetisch, dann aber auch wieder schlüssig und packend inszeniert. - Ab 14.

DIE PERFEKTE KANDIDATIN / Lichtwerk
Ein Film über den langsamen Wandel Saudi-Arabiens hin zu mehr Liberalität, festgemacht am Porträt einer kämpferischen Frau. Eine junge Ärztin, die immer wieder an die Grenzen stößt, die Frauen in ihrem Land gesetzt sind, gerät zunächst mehr aus Zufall, dann mit wachsendem Engagement in die Lage, als Kandidatin in einer Lokalwahl anzutreten, und leistet damit öffentlich Widerstand gegen frauenfeindliche Traditionen. Während sie zusammen mit ihrer Schwester eine Wahlkampagne organisiert, tritt ihr Vater, ein Musiker, zusammen mit seiner Musikgruppe im Zuge des kulturpolitischen Tauwetters eine Tournee an. (Filmdienst)

DIE SCHÖNSTEN JAHRE EINES LEBENS / Kamera
Eine Frau lässt sich rund fünfzig Jahre nach einer kurzen, intensiven Romanze mit einem Rennfahrer darauf ein, den dementen Mann in einem Seniorenheim zu besuchen. Dieser scheint sie zwar nicht zu erkennen, spricht mit ihr aber so vertraut über die große Leidenschaft seines Lebens, dass es nicht bei dem einen Wiedersehen bleibt. Nostalgisch-späte Fortsetzung des berühmten Liebesfilms „Ein Mann und eine Frau“ (1966), die durch die Schauspielkunst der Hauptdarsteller zur anrührenden Coda wird. Der mit einem Minimum an Plot auskommende Film unterhält mit sanftem Humor in den lebhaften Dialogen und unterläuft die Gefahr der Oberflächlichkeit mit subtilen Details. - Ab 14. (Filmdienst)

UNDINE / Lichtwerk
Die Stadthistorikerin Undine wird von ihrem Freund verlassen. Der Mythos will, dass sie den Mann, der sie verrät, tötet und danach ins Wasser zurückkehrt. Doch anders als die Sagenfigur entscheidet sich die Protagonistin für eine neue Liebe. Der Film modernisiert in der Nachfolge von Ingeborg Bachmanns Erzählung „Undine geht“ den alten Mythos der Wasserfrau und rückt eine moderne Halbweltfigur ins Zentrum. Er erzählt auch mit Blick auf die Berliner Stadtgeschichte vom Ausstieg einer Frau aus der Wiederholungsschleife und verbindet auf anrührende Weise romantisches Märchen, Unterwasserabenteuerfilm und Gegenwartsrealismus. - Sehenswert ab 14. (Filmdienst)

WAVES / Kamera
Eine in Florida lebende schwarze Mittelstandsfamilie gerät in eine schwere Krise, als der 17-jährigen Sohn dem Druck nicht standhält, eine Sportverletzung mit Medikamenten unterdrückt und mehr und mehr auch von seelischen Schmerzen geplagt wird. Die Überwindung der Katastrophe nötigt der Familie Selbstbesinnung, eine große Versöhnungsbereitschaft und viel Liebe ab. Der in seiner Struktur ungewöhnliche Film versucht auf eindrucksvolle Weise, die Handlung in ihrer psychischen Dimension vorwiegend mit den Möglichkeiten von Kamera und Musik zu erzählen. Dadurch gelingt es, die Geschichte eines Traumas, das eigentlich nicht zu bewältigen ist, als Appell für Versöhnung zu vertiefen. - Sehenswert ab 16. (Filmdienst)

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