Der Newsletter wird nicht richtig angezeigt? Jetzt im Browser anschauen.

Newsletter zum Filmkunst-Programm vom 10.10.2019 bis 16.10.2019

 

Liebes Lichtwerk- und Kamera-Publikum!

Jeder hat seine Biographie, in der jeder auch so seine kleinen Unwahrheiten, Verfälschungen und Berichtigungen hat. Das Unbequeme, Schiefgelaufene, Peinliche, Verkehrte und Verletzende wird gerne unter den unbewussten Teppich gekehrt. Auch wir haben einige Flecken auf der weißen Weste. Unser Kino LICHTWERK war immer das kleinste Haus in der Bielefelder Kinolandschaft. Das haben wir gut zu verbergen gewusst. Stattdessen haben wir uns mit Inhalten aufgepumpt und uns als "Lichtwerkgruppe" bezeichnet. Mit dieser Selbstinszenierung haben wir sogar dem ehemaligen Bielefelder Kinomogul Hans-Joachim Flebbe so beeindruckt, dass er uns seine Kinos verkaufen wollte. Hört sich harmlos an. Verschwörungstheoretisch könnte man aber illuminatorisch auch auf die Idee kommen, dass es diese mächtige "Lichtwerkgruppe" tatsächlich gegeben hat und die letzte Wirksamkeit ihrer untergründigen Durchschlagskraft durch die bevorstehende Schließung eines Bielefelder Großkinos bewiesen ist. In Wirklichkeit haben wir auf perfide Weise die Hirne unserer Besucher durch das Vorführen filmkünstlerischer Werke nachhaltig manipuliert und sie so in den Glauben versetzt, Teil einer aufgeklärten bürgerlichen Gesellschaft zu sein.

Klar, dass diese Bekenntnisse selbst auch nur wieder Teil unserer abgefeimten Selbstdarstellung sind (Können Sie noch folgen?) ...

Zurück zur gefälschten Autobiographie: Offenbar kann man mal vergessen haben, Kämpfer einer SS-Einheit gewesen zu sein. Dass in den Unterlagen ein NSDAP-Mitgliedsausweis mit vierstelliger Mitgliedsnummer auftaucht, konnte man ja nicht ahnen, war man ja doch immer schon "dagegen" gewesen...

Der Maler Emil Nolde biederte sich den Faschisten an und war bekennender Antisemit. Er verstand es später, sich als Opfer des Nationalsozialismus oder, besser noch, zum Widerstandskämpfer umzuformen, nur weil seine expressive Malweise nicht den Geschmacksnerv des GröFaZ traf. Siegfried Lenz hat mit seinem Roman "Deutschstunde" einen widerständigen Maler portraitiert, in dem viele Leser Emil Nolde zu erkennen glaubten. DEUTSCHSTUNDE bringt uns als Neuverfilmung eine Überprüfung unserer Schullektüre und stellt auch Fragen zu unserer eigenen Biografie.

 

Mit übermalten Grüßen

verbleiben die Filmlegenden aus Filmhaus, Lichtwerk und Kamera

 

Alle Filme und Termine im Lichtwerk www.lichtwerkkino.dehttp://www.lichtwerkkino.de

Alle Filme und Termine in der Kamera www.kamera-filmkunst.de

 

Das sind unsere Neustarts in KAMERA und LICHTWERK in dieser Kinowoche:

 

DEUTSCHSTUNDE

Nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert sich ein in eine Besserungsanstalt eingesperrter junger Mann an den Konflikt, der ihn selbst an den Rand des Wahnsinns gebracht hat: Sein Vater, ein Dorfpolizist, verfolgt und verdächtigt einen Maler, seinen ehemaligen Freund, setzt bedingungslos die Vorgaben der NS-Politik durch, wird so zum brutalen Mittäter und ändert seine Haltung auch nach dem Untergang des Regimes nicht. Eine von ausgezeichneten Darstellern getragene Verfilmung des 1968 veröffentlichten Romans von Siegfried Lenz. (Filmdienst)

FRITZI (Lichtwerk)

Animationsfilm um ein Mädchen aus Leipzig, dessen Freundin nach den Sommerferien 1989 nicht mehr aus Ungarn zurückkehrt, sondern in den Westen fliehen will. Nach dem Kinderbuch "Fritzi war dabei". (Filmdienst)

 

DER GLANZ DER UNSICHTBAREN / Kamera

In einer nordfranzösischen Stadt soll ein Tageszentrum für obdachlose Frauen wegen angeblicher Ineffektivität geschlossen werden. Die Sozialarbeiterinnen setzen deshalb alles daran, um ihren Schützlingen doch noch einen Weg zurück in die Gesellschaft zu ebnen und wecken tatsächlich den lange unterdrückten Willen zum Aufbruch. Herzliche, flott und pointiert inszenierte Sozialkomödie, deren überwiegend von Laien gespielte Figuren eine große Wahrhaftigkeit ausstrahlen. Nachdrücklich sensibilisiert der Film für die Aufmerksamkeit gegenüber Ausgegrenzten und würdigt zugleich Einsatz, Mut und Kreativität der Sozialhelferinnen. - Sehenswert ab 12. (Filmdienst)

 

JOKER/ Lichtwerk (OmU)

Ein Straßenkünstler, der in Gotham City immer wieder gedemütigt wird, tötet im Clownskostüm drei reiche Schnösel, die ihn in der U-Bahn zusammengeschlagen haben. Als seine Maske daraufhin zur Ikone einer Revolte der sozial Abgehängten wird, durchlebt er eine beängstigende Transformation. Der durch Bildgestaltung und Soundtrack atmosphärisch ungemein packende Psychothriller interpretiert die DC-Figur des Jokers, die als Gegenspieler von Batman zu den berühmtesten Superschurken des Genres zählt, als gebrochenen Antihelden, dessen Entwicklung ganz ohne fantastische Elemente mit größter Intensität fühlbar gemacht wird. Obwohl die Großstadtkulisse vage ans New York der 1970er-Jahre erinnert, zielt das Bild einer zynischen Welt auf die unmittelbare Gegenwart. - Ab 16. (Filmdienst)

Bei uns im Original mit Untertiteln!

 

M.C. ESCHER – REISE INS UNSICHTBARE / Kamera Der niederländische Grafiker M. C. Escher (1898-1972) inspiriert auch heute noch Filmemacher, Maler und Musiker gleichermaßen. Die Dokumentation lässt ihn anhand von Briefen, Tagebuchaufzeichnungen, Notizen und Vorträgen selbst zu Wort kommen.

 

Einmaltermine:

GUT GEGEN NORDWIND / Kamera

LEID UND HERRLICHKEIT / Lichtwerk

LEON DER PROFI – DIRECTOR’S CUT / Lichtwerk

LIKE FATHER, LIKE SON / Kamera

MEMORY GAMES / Kamera

TKKG / Lichtwerk

 

Weiter im Programm:

 

DER DISTELFINK (Kamera)

Ein Mann rekapituliert in einem Hotelzimmer in Amsterdam seine traumatische Lebensgeschichte, in der ihm als Kind ein Bombenanschlag auf das Museum of Modern Art in New York nicht nur die Mutter raubte, sondern auch ein kleines Gemälde in die Hände spielte, das ihm als imaginärer Fluchtpunkt bei den anderen Katastrophen seines Daseins diente. Die vielschichtige Adaption eines preisgekrönten Romans trägt zwar schwer an der Last des literarisch ausdifferenzierten Erzählkosmos schicksalhafter Begegnungen, arbeitet aber glaubhaft das Ringen des Protagonisten mit Schuldgefühlen und tiefen menschlichen Verlusterfahrungen heraus. - Ab 14. (Filmdienst)

 

DOWNTOWN ABBEY (Lichtwerk)

Die beschauliche Welt auf dem Gut eines englischen Landadelssitzes in Yorkshire gerät in Aufregung, als im Jahr 1927 ein großer Empfang für das Königspaar und sein Gefolge ansteht. Während die Familie des Hausherrn und die Bediensteten sich in hektische Vorbereitungen stürzen, bleiben einmal mehr private Rivalitäten und Konflikte ebenso wenig außen vor wie politische Streitfragen der Zeit. Kinofortsetzung einer erfolgreichen britischen Historienserie, die nahtlos an deren erzählerische und personelle Qualitäten anknüpfen kann. Der Film bleibt in der Abbildung der gesellschaftlichen Umwälzungen Ende der 1920er-Jahre eher unverbindlich, bietet durch hohe Schauwerte, Tempo, Humor und klug dosiertes Drama aber genussvolle Unterhaltung, deren Wirkung freilich auf die Kenner der Serienstaffeln beschränkt bleibt. - Ab 14. (Filmdienst)

 

GELOBT SEI GOTT (Kamera)

Ein Katholik aus dem Bürgertum von Lyon entdeckt, dass der Priester, der ihn als Junge missbrauchte, noch immer mit Kindern arbeitet. Sein Versuch, den zuständigen Kardinal zu einer Reaktion zu bewegen, bleibt erfolglos, sodass er sich schließlich zu einer Anzeige entscheidet. Binnen kurzem melden sich zahlreiche weitere Opfer, die gemeinsam gegen das Schweigen der katholischen Kirche gegenüber sexuell übergriffigen Priestern aufbegehren wollen. Sorgfältig recherchiertes Drama über einen der kirchlichen Missbrauchsskandale, der in Frankreich besonders hohe Wellen schlug. Der auf drei der Opfer konzentrierte Film zeigt in wortreichen Sequenzen die Chronologie der Aufdeckung und würdigt den Mut, die Traumata ihrer Vergangenheit sichtbar zu machen. - Sehenswert ab 14. (Filmdienst)

 

NUREJEW - THE WHITE CROW (Lichtwerk)

Der russische Ausnahmetänzer Rudolf Nurejew (1938-1993), Sohn tatarischer Bauern, avanciert nach einer Ausbildung an der Ballettakademie in Leningrad schnell zum gefeierten Star. Bei einer Tournee nach Paris kehrt er 1961 der ungeliebten Sowjetunion den Rücken, weil er im Westen die Möglichkeit erkennt, seine Homosexualität offen zu leben. Das biografisch orientierte Drama über eine verspätete Adoleszenz arbeitet im permanenten Wechsel der Lebensstationen die Spannung in Nurejews Entwicklung heraus, verschleppt in seiner Sprunghaftigkeit aber auch das Tempo. Der fantastische Hauptdarsteller und die kongeniale Kamera entwickeln auf der Bühne eine magische Präsenz. - Ab 14. (Filmdienst)

 

SHAUN DAS SCHAF: UFO-ALARM (Lichtwerk)

Die Tiere der Mossy Bottom Farm um das aufgeweckte kleine Schaf Shaun werden von einem kleinen außerirdischen Mädchen besucht, dessen Raumschiff in der Nähe abgestürzt ist. Die Begegnung mit dem Alien führt zu einer Reihe von Abenteuern, doch müssen die Schafe und ihr Hütehund schließlich darauf hinarbeiten, ihre Besucherin wieder auf dem Weg nach Hause zu helfen. Aus einer Reihe von Sketchen geformter Knetanimationsfilm im klassischen Stil der Aardman-Studios als zweites Kinoabenteuer von Shaun, dem Schaf. Mit unbändigem Detailreichtum und etlichen einfallsreichen Zitaten erzählt der charmante Film aus kindlicher Perspektive von Solidarität und Freundschaft. - Sehenswert ab 8. (Filmdienst)

 

SKIN (Kamera)

Ein Mitglied der rassistischen „White Power“-Bewegung in den USA will sich aus dem rechtsradikalen Milieu lösen und unterzieht sich einer äußerst schmerzhaften Laserbehandlung, mit der die unzähligen Tätowierungen seines Körpers getilgt werden sollen. Rückblenden beleuchten den Gesinnungswandel, aber auch die Mechanismen einer pervertierten Familienstruktur, mit denen der Clan zusammengehalten wird. Das an die Lebensgeschichte des Aussteigers Bryon Widner angelehnte Drama fokussiert nicht auf die ideologisch verbrämte Hypermaskulinität des Protagonisten, sondern rückt seine Liebesgeschichte mit der Mutter dreier Mädchen ins Zentrum, die veränderte Rollenzuschreibungen erlaubt. (Filmdienst)

 

SYSTEMSPRENGER (Kamera)

Ein neunjähriges Mädchen, das schon mehrere psychiatrische Aufenthalte hinter sich hat, verweigert sich so radikal allen Verhaltensnormen, dass es für seine Betreuer schwer wird, überhaupt noch Einrichtungen oder Pflegeeltern zu finden. Die Helfer ahnen, dass hinter den Gewaltausbrüchen frühkindliche Traumata stecken, sind aber überfordert und nehmen die Aggression des Kindes persönlich. Der sorgfältig recherchierte und in den Hauptrollen überragend gespielte Film will weder anklagen noch urteilen, sondern wirbt mit großer Kraft um Verständnis für ein Kind, das mit extremen Ausbrüchen nach Halt und Geborgenheit sucht. Statt auf ein Sozialdrama setzt die Inszenierung auf eine starke affektive Anteilnahme der Zuschauer, die auch psychisch in das chaotische Erleben der Protagonistin involviert werden. - Sehenswert ab 14. (Filmdienst)

 

Sie möchten unseren Newsletter nicht mehr erhalten, oder Ihre Mailadresse ändern?
Dann klicken Sie hier.

Lichtwerk & Kamera Filmkunst GmbH, Ravensberger Park 7, 33607 Bielefeld, Handelsregister Amtsgericht Bielefeld HRB 38232
Geschäftsführung: Ursula Hofmann, Jens Köhring, Matthias Goßmann

Newslettersystem powered by Digitale Offensive